Malgrund ist ein Sammelbegriff für die Fläche, die
Bemalt werden soll.
Zu den traditionellen Malgründen zählen Stoff (auf Keilrahmen gezogene Leinenstoffe werden Leinwand genannt), Holz (durch unterschiedliche Verfahren hergestellte Platten) oder Papier.
Stoff - Leinwand
Seit dem Mittelalter wird Stoff als Malgrund verwendet. Bei alten Bildern mit größeren Abmessungen findet man oft Nähte, da die damalige Webtechnik es nicht erlaubte breitere Stoffbahnen
herzustellen. Das bleibt uns heutzutage erspart, die Industrie bietet bis zu 3 Meter breite Stoffbahnen an.
Leinenstoffe werden aus den länglichen Fasern der Leinpflanze gewebt. Von den Baumwollstoffen (die aus den Fasern der Baumwollpflanze hergestellt werden) unterscheidet sie geringere Anzahl der
sich im Gewebe befindlichen Knoten und Glättere Oberfläche.
Auf dem Markt finden wir Stoffe unterschiedlicher Feinheit und Verarbeitung.
Der Maler verwendet als Malgrund üblicherweise eine Stoffbahn, die auf sogenanntem Keilrahmen gespannt ist. Keilrahmen sind aus gefrästen Leisten zusammengesetzte Rahmen. Mit Hilfe von Keilen,
die in vorgefertigte Schlitze am Rahmen eingebracht werden können, lässt sich dieser Rahmen nachträglich etwas erweitern, um die drauf gespannte Stoffbahn zu spannen.
Auf dem Markt finden wir eine große Anzahl fertiger auf Keilrahmen gespannter Leinwände unterschiedlicher Größen, Struktur und Verarbeitung, so dass für den Anfänger kaum die Notwendigkeit
besteht, selber solche Leinwände herzustellen. Sie sind meist schon grundiert (mit Gesso-Grundierung versehen) und bereits malfertig.
Holz - Holzplatten - MDF Platten - Spanplatten
Holz gehört zu den ältesten Malgründen die in der Malerei verwendet werden. Die im Mittelalter verwendeten Holztafeln bestanden aus Brettern, die miteinander verbuden, auf der Hinterseite
verstärkt waren. Vor der Industriezeit (die das Herstellen glatter großformatiger Holzoberflächen ermöglichte) war dies die einzige Möglichkeit, den Formveränderungen von Holz bei Aufnahme von
Feuchtigkeit vorzubeugen.
Ikonenmaler haben ihre Holzmalgründe mit einer Axt aufgerauht, um sie später mit Gips- oder Kreidemassen zu überziehen, glätten und Schleifen.
Heutige Auswahl an unterschiedlich verarbeiteten Holzplatten ist enorm. Der Maler sucht die seinen Bedürfnisen entsprechende Holzuntergrunde unter massiven Holzplatten, querverleimten
Schichtplatten (dünnen Holzfurmiere, die aufeinander geleimt werden), mitteldichten Holzfaserplatten (MDF), Spanplatten u. a.
Holzoberfläche muss für die Ölmalerei vorbereitet werden. Nach dem Glattschleifen bzw. Aufrauhen wird in mehreren dünnen Schichten Gesso aufgetragen (ein Kreide- oder Marmor- bzw Gipsmischung mit
Kunstharz- oder Acrylbinder dem Pigmente und Wasser beigemischt sind).
Papier
Papier ist der klassische Malgrund in der Malerei - flexibel, günstig und in verschiedener Ausführung hergestellt.
Aufgrund der enormen Flexibilität und geringen Stabilität sollte für die Ölmalerei Papier höheren Grammaturen verwendet werden. (Grammatur gibt an, wie schwer bestimmte Papierfläche ist).
Papier wird ähnlich wie Holz vor dem Gebrauch mehrmals mit Gesso grundiert.
Halbölgrund
ist ein Malgrund, der auf traditionelle Art und Weise aus Leinölfirnis, Hasenhautleim
und Füllstoffen hergestellt wird.
Der Herstellung des Malgrundes wurde in früheren Jahrhunderten traditionell viel Aufmerksamkeit geschenkt. Sorgfälltig über Jahre getrocknetes Holz wurde zu einer Platte verarbeitet und mit
einer Axt noch oft eingekerbt. Auf diese unebene Oberfläche wurde dann Kreidegrund aufgetragen - es wurden Textilstreifen zur armierung dieser Schicht verwendet.
Die aufwändige Prozedur sollte sicherstellen, dass sich das Holzstück mit der Zeit unter dem Einfluss von Feuchtigkeit nicht verzieht und das Abbild ruiniert wird.
In der heutigen Zeit werden verzugsfreie Platten hergestellt, z. B. kreuzweise verleimtes Schälfurnier.
Ich habe eine solche Platte verwendet.
Das Halbölgrund besteht aus eingeschlämmten Kreidepigment, Hautleim und Leinölfirnis.
Hautleim wird in einem bestimmten Verhältnis (üblicherweise 60 - 70 g pro 1 l Wasser) angesetzt und muss über Nacht ziehen.
Gesso - Grundierung
In der Vergangenheit verwendeten Künstler selbsthergestellte Grundiermassen auf Basis von Mineralmehlen, tierischen Leimen (Hasenhautleim, Fischleim, usw.) und Leinölfirnis.
Die Industrialisierung und vor allem die Entwicklung der chemischen Industriebereiche brachten auch auf diesem Gebiet dem Maler eine Erleichterung seiner Arbeit. Die heutigen Grundiermassen
kommen ohne die Verwendung von tierischen Produkten aus, ebenso wie ohne die manchmal kritische Verwendung von Leinöl.
Gesso ist eine universale Grundierungsmasse, die auf Malgründe aufgetragen wird, um sie entsprechend saugend und griffig zu machen.
Gesso enthält einerseits Binderstoffe, andererseits Füllstoffe wie Gips, Marmormehl oder Kreide, die mit einem weisen Pigment aufgewertet sind.
Gesso sollte man in mehreren dünnen Schichten auftragen, ggf. etwas mit Wasser verdünnt, zwischendurch sollte man den Gessoauftrag gut trocknen lassen. Mehrere dünne Schichten besitzen bessere
Eigenschaften als wenige dicke Schichten, besonders was die mechanische Stabilität angeht.
Auf dem Markt befinden sich entsprechende fertige Produkte, so dass für den Maler keine zwingende Notwendigkeit besteht, sein eigenes Gesso zu mischen.
Beständigkeit und Zerstörung von Papiermalgrund
Papier - kurze Geschichte
Papier wurde zum ersten mal in China ca. 100 J. n. Chr. aus Bast, Baumwolle und Hadern hergestellt.
Seit dem 8 Jh. sind die Papiermühlen in arabischen Ländern bekannt.
In Europa wurde das erste Papier erst im 12. Jh. in Spanien hergestellt, in Deutschland wird Papier seit dem 14. Jahrhundert produziert.
Seit 1806 wurde Papier mit Harz und Alaun geleimt. Diese Art der Leimung war ein Ersatz für die früher angewendete Leimung mit tierischen Leim, und erlaubte die maschinelle Papierfabrikation. Das
Papier wurde auf Basis von Hadern hergestellt.
Seit 1844 wurde dann Holzschliff als Rohstoff zur Papierherstellung verwendet.
Papierklassifikation nach den verwendeten Ausgangsstoffen
Papier sollte bei stabilen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen und in Dunkelheit aufbewahrt werden. Optimale Temperatur ist Zimmertemperatur, optimale Feuchtigkeit beträgt 40 - 60 %.
Beispiel der Papierstruktur und Erhaltunggrades zwei Papiersorten aus einem
Buch aus dem 18. Jahrhundert. Das eine Papier besteht aus langen groben Fasern, die Vergilbung ist minimal. Die andere Papiersorte ist zwar feiner in der Struktur, dafür viel brüchiger
und stark vergilbt. Vermutlich stammt sie aus späteren Zeit und wurde aus holzhaltigem Papier hergestellt.
Beispiel der Papierstruktur und Erhaltunggrades eines Papierblatts aus dem Jahr 1800. Das Papier besteht aus langen groben Fasern, die Vergilbung ist minimal.
Beide Papiersorten wurden in einem und dem selben Buch aufbewahrt, unter identischen Bedingungen. Sie zeigen das unterschiedliche Gilbungsverhalten hochwertigen und weniger hochwertigen Sorten.
Vergleich drei Blätter aus einem Buch aus dem Jahr ca. 1900. Man sieht hier gut die lichtinduzierte Vergilbung am Rand der Blätter. Jedoch sind die Blätterteile, die im inneren des Buches liegen, ebenfalls stark vergilbt.
Vergoldung am Beispiel von ca. 1900. Man erkennt die grobe Struktur des Papiers.
Anhand dieser Beispiele wird klar, wie sehr sich einzelne Papiersorten in ihrer Beständigkeit unterscheiden.
Rechnen wir mit Aufbewahrung und Archivierung der Zeichnungen und
Kunstwerke, lohnt es sich in eine hochwertige Papiersorte zu investieren.
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