Silberstiftzeichnung
Das Zeichnen mit Silberstiften ware schon den alten Römern bekannt. Die ältesten Stifte aus dem Mittelalter hatten einen Griff aus Metall, an dem kleine silberne Spitze angelötet war. Die hatte dann wiederum eine abgerundete Spitze, damit sie die Malgründe nicht aufreißt.
Auf normalem Papier hinterlässt Silberstift so gut wie gar keine Spuren – das Papier ist nicht rau genug, um Partikel von dem Silberspitze abzutragen. Der optimale Malgrund muss gleichzeitig rau und gleitend sein, damit die Malspitze an ihm nicht kratzt.
Malgrundvorbereitung und Grundiermasse für die Silberstiftzeichnung
Während man früher das Papier mit Knochenasche oder Gips angerieben hat, können wir heute auf bewährte Rezepte für Grundierungen zurückgreifen. 1)
Mit Kunstharz im Verhältnis 1:1 vermischter Litophone2), mit Wasser bis zur Streichfähigkeit verdünnt, ergibt eine gute Grundierung.
Ein mehr traditionelles Rezept umfasst die Vorbehandlung des Malgrundes mit Leim im Verhältnis 1:25. Auf die getrocknete Leimschicht wird dann die Grundierung aufgetragen, die aus einem Teil Titanoxid und 3 Teilen Blanc fixe, die mit dem o.g. Leimwasser zum Teig verarbeitet wurden, anschließend mit Vollei (5 Stück pro Liter Grundierung) vermischt und mit dem Leimwasser bis zur Streichfähigkeit verdünnt wurden. 1)
Diese Grundiermassen werden gleichmäßig und in mehreren Schichten auf das aufgespannte Papier aufgetragen. Jede weitere Schicht wird mit feinem Schleifpapier angeschliffen, um die Pinselspuren zu minimieren. Die letzte Schicht wird nicht mehr geschliffen, damit sie nicht zu glatt wird.
Der Malgrund muss nicht unbedingt nur Weiß gehalten werden. Die mittelalterlichen Maler haben ihn gerne abgetönt, z. B. Da Vinci benutzte leicht rosa Untergründe. Zum Abtönen sollte man lieber keine Erdfarben nehmen, sie sind zu hart, sagt Wehlte in seinem Buch.
Das Radieren eines solchen Silberstrichs ist nicht einfach. Der Radiergummi ist zu weich, gute Resultate könnte aber der Glasradierer bringen.
Statt einem Papieruntergrund kann man auch eine Holztafel oder eine Spanplatte als Malgrund verwenden. Diese wird mit derselben Grundiermasse, wie das Papier, grundiert.
Maltechnik
Der Strich eines Silberstiftes ist zart und leicht. Seine ursprünglich silberne Farbe wechselt mit der Zeit ins Bräunliche. Dies geschieht dank dem Schwefel aus der umgebenden Luft oder aus dem Malgrund selbst (z. B. Litophone), das mit dem Silber reagiert. Die Produkte der chemischen Reaktion sind an sich schwarz, in dünner Schicht sehen sie aber braun aus.
Meistens wurde in der Vergangenheit die Feinheit des Silberstriches für zarte, genau schattierte, kontrollierte Zeichnungen verwendet. Sie eignet sich aber genauso für modernere Zeichentechniken, die eine gewisse Genauigkeit bevorzugen, sogar für spontane Zeichnungen voller Bewegung oder für Ihre Zwischenstufen.
Hintergrundinformationen
1) Wehlte K., Werkstoffe und Techniken der Malerei, Urania Verlag, 2005, Seite 303
2) Wie bei den meisten anderen Weißpigmenten ist auch bei Litophone der Farbton Reinweiß. Lithopone, auch Deckweiß genannt, stellt ein Mischpigment aus Zinksulfid und Schwerspat (Bariumsulfat, BaSo4) dar. Große Bedeutung hat Lithopone für selbstbereitete Grundierungen der Ölmalerei und speziell für Silberstiftgründe, wo bereits die noch preiswertere Sorte "Grünsiegel" ausreicht. Lithopone gelangte offensichtlich erst gegen 1870 in den offiziellen Handel, obwohl diese bereits seit 1847 bekannt war. Im künstlerischen Bereich hat sie sich jedoch nie richtig durchsetzen können, was im vorigen Jahrhundert schon verwundert, da man sich aus wohl eher traditionellen Gründen mit den unzulänglicheren Pigmenten Zinkweiß und Kremserweiß zufrieden gab. (Quelle: http://kremer-pigmente.de/46100.htm)
Folgendes Bild zeigt eine noch frische (silbrig glänzende) Zeichnung eines Elefantenkopfes auf einer grob grundierten Malplatte.